Alles in Rot

Abbildung vieler Schalen mit Früchten, sortiert nach Sorten: Himbeere, Johannisbeere, Kirsche

Auf unserer Wiese hat, wie in so vielen anderen Gärten, die Erntezeit für Früchte begonnen. Eifrig sammeln wir rote und schwarze Johannisbeeren. Auch die Himbeeren sehen sehr gut aus, während die Brombeeren wohl noch ein paar Wochen reifen müssen. Aus den Gärten von Freunden und Familie erhalten wir süße und saure Kirschen. Ein Gefäß nach dem anderen füllt sich mit prallen, leuchtenden, appetitlich aussehenden Früchten. Langsam wird es eng auf dem Tisch, auf dem wir unsere Ernte abstellen. Zum Glück kann ich Erdbeeren nicht ausstehen, sonst müssten wir für diese auch noch einen Platz finden.

Natürlich naschen wir das ein oder andere Früchtchen, aber hauptsächlich zaubern wir Marmelade. Wir könnten die vielen Kerlchen sonst gar nicht vertilgen, dafür verderben sie zu schnell. Also wird fleißig durch den Entsafter geschickt, mit dem Mixer püriert, durch das Sieb gedreht. Die Kirschen werden einzeln entkernt. Wir mögen unsere Marmeladen nämlich samtig weich und gänzlich ohne Kerne. Dieser Prozess kann ziemlich aufwendig sein und schon mal einen ganzen Abend pro Fruchtsorte dauern. Ein gutes Training für die Oberarme springt auch gleich mit ab. Schließlich blubbert in einem großen Topf eine dicke, farbintensive Masse zusammen mit Gelierzucker vor sich hin. Manchmal, wenn ich nicht hinsehe, landet ein Schuss Amaretto oder Ähnliches in der Mischung. Ich schimpfe dann immer ein wenig mit meinem Sous-Chef, doch dann konzentriere ich mich wieder auf das Rühren. Das ist besonders wichtig. Nur ja das Rühren nicht vergessen!

In Erwartung auf diesen Moment haben wir das ganze Jahr über leere Gläser gesammelt. Nun werden sie heiß ausgespült und in einer Reihe aufgestellt. Mit einer Kelle schöpfen wir die Marmelade hinein, schrauben den Deckel darauf und stellen sie auf den Kopf. Nach wenigen Minuten werden sie wieder in ihre normale Lage gebracht und mit einem Etikett verziert, welches die enthaltene Fruchtsorte angibt. Immer nur eine. Mischungen mögen wir genauso wenig wie Kerne.

Abbildung von mit roter Marmelade gefüllten Gläsern mit kleinen Etiketten auf dem Deckel

Nachdem alles erkaltet ist, werden die Gläser mit der diesjährigen Ausbeute an leckeren Marmeladen in den Vorratsschrank gestellt. Und während ich eine nach der anderen einräume, bemerke ich mit Erstaunen, dass ausnahmslose alle rot sind. Keine einzige gelbe Marmelade ist in Sicht. Vielleicht sollte ich mir das mit dem Aprikosenbäumchen auf unserer Wiese doch noch mal überlegen.