Am Ende des Tages
Bei der Recherche zum Thema Angewohnheiten und gute Vorsätze für meinen vorhergehenden Eintrag bin ich unter anderem über Bullet Journals und sogenannte Habit Tracker gestolpert. Während das erstgenannte eine Art selbst erstellten Kalender mit vielen Merklisten und Platz für Notizen beschreibt, handelt es ich bei dem Begriff Habit Tracker um eine Monatsübersicht, in der diejenigen Tage markiert werden, an denen der Verwender eine bestimmte Tätigkeit ausgeführt hat. Anhand dieser Übersicht kann dann zum Beispiel nachvollzogen werden, wann man im Monat Januar einkaufen war, die Pflanzen gegossen oder Sport gemacht hat. Damit diese Nachverfolgung funktioniert, muss die Markierung regelmäßig, am besten am Ende jedes Tages, gesetzt werden.
Zwei Dinge irritieren mich an diesen Habit Trackern. Nummer Eins: Das Wort habit bedeutet übersetzt Angewohnheit. Wenn etwas eine Angewohnheit und damit Routine für mich ist, warum sollte ich die Durchführung dieser regelmäßigen Tätigkeit in einem Kalender markieren? Bekommt im Normalfall dann nicht jeder Tag einen farbigen Klecks? Oder geht es mehr darum, sich eine neue Tätigkeit anzugewöhnen und den Fortschritt zu verfolgen? Mir persönlich liegt diese Art der Kontrolle nicht, aber für andere könnte das durchaus ein gangbares Mittel sein. Damit kommen wir zu meinem zweiten Kritikpunkt: Die Markierungen werden am Ende des Tages vorgenommen. Wenn ich die gewünschte Angewohnheit bis dahin nicht ausgeführt habe, nützt mir die Kontrolle nicht viel. Gut, die Blumen könnte ich noch gießen gehen, aber für den Sport oder den Anruf von Tante Susi ist es dann schon zu spät. Wäre es nicht viel sinnvoller, wenn ich am Beginn eines Tages an meine gewünschten Tätigkeiten erinnert werde? Angenommen, ich hätte gute Vorsätze für das Jahr gemacht, dann würde ich mir von meinem Handy jeden Morgen eine nervige Melodie vordudeln lassen, um mich daran zu erinnern. Aber das bin ich. Ein anderer kommt bestimmt gut mit einem Habit Tracker klar.
Übrigens habe ich eine Angewohnheit für das Ende meines Tages: Ich schreibe meine Gedanken zum vergangenen Tag auf maximal einer Seite eines Notizbuches nieder. Es wäre nicht falsch, es ein Tagebuch zu nennen. Mir hilft es, mich auf das Wichtige zu besinnen und mich auf den nächsten Tag vorzubereiten. Und danach gehe ich schlafen. Sicherlich etwas, dass jeder am Ende des Tages macht. Aber dafür brauchen wir bestimmt keinen Habit Tracker, oder?