Auf unserer Wiese

[Anmerkung: Wir haben ein Gartengrundstück, klassisch mit Laube und Schuppen. Neben einigen Beerensträuchern und einem mächtigen Walnussbaum wird der große Teil von einer Rasenfläche eingenommen. Uns und den Schmetterlingen zur Freude darf auf dieser Fläche wachsen, was wachsen will. In Folge dessen nennen wir unser Grundstück gern liebevoll unsere Wiese.]

Bild von einer Sonnenblume vor einem Baum

Auf unserer Wiese wachsen viele zauberhafte Blumen, deren Namen ich zu meiner Schande nicht alle kenne. Sie sind sonnengelb, hellblau, orangerot, dunkellila, cremeweiß, zartrosa. Ihre Blüten sind geformt wie Kelche, ähneln Honiglöffeln, sehen aus wie Feuerwerk, haben einen Hut auf. Die Blütenblätter variieren von winzig klein zu prächtig voluminös, von rund über gewölbt hin zu zart gefiedert, von nur ganz wenigen zu unzählig vielen. Jede einzelne dieser Blumen ist wunderbar. Mit Begeisterung durchstreife ich die Wiese, lausche dem Summen der Insekten und erfreue mich an den vielfarbigen Blüten.

Auf unserer Wiese gibt es ein Futterhaus für Vögel, das wir regelmäßig befüllen. Die häufigsten Gäste sind Spatzen, die ihren Anflug auf das Haus von einem Strauch daneben starten. Auf der Sandfläche unter jenem Strauch finden sich lauter runde Trichter, die von den Sandbädern der Spatzen stammen. Die Kohl- und Blaumeisen fliegen das All-you-can-eat-Buffet immer nur kurz an, schnappen sich einen Leckerbissen und huschen zurück auf den Baum. Die Türkentaube hingegen spaziert minutenlang auf dem Dach des Futterhauses hin und her, ehe sie sich für einen der Zugänge entscheidet und ihren rundlichen Körper hineinzwängt. Der Buntspecht nähert sich der Futterquelle gern von unten, indem er die Stange hinaufkraxelt, auf der das Haus angebracht ist. Wenn er sich nicht gerade an den Meisenknödel hängt, ergattert er auch gern eine Walnuss und verschwindet damit im Wald. Ich habe sogar schon ein Eichhörnchen dabei beobachtet, wie es die Futterquelle inspiziert und sich eine Nuss stibitzt. Mit regem Interesse beobachte ich das Kommen und Gehen am Futterhaus, eine Naturdokumentation könnte auch nicht spannender sein.

Bild von gepflückten Johannisbeeren in Gefäßen

Auf unserer Wiese steht ein Johannisbeerstrauch, dessen Äste sich unter der Last der vielen Früchte biegen. Bewaffnet mit vielen Gefäßen und einer Gabel befreien wir den Strauch von den prallen roten Früchten. Schnell füllt sich eine Schale nach der anderen, während die Fingerspitzen sich rot verfärben. Der Strauch trägt so prächtig, dass wir fast zwei Stunden brauchen, um alles zu ernten. Zu Hause werden die Johannisbeeren zu Saft gepresst, mit Zucker versetzt und zu einem leuchtend roten, leicht säuerlich schmeckendem Gelee verarbeitet. Abgefüllt in Gläser landet der Fruchtaufstrich in unserem Vorratsschrank oder auf dem Frühstückstisch von Freunden und Familie. Mit Appetit beißen wir in das Brötchen, das dick mit Johannisbeergelee bestrichen ist.

Auf unserer Wiese erheben sich zwei Douglasien in den Himmel, zwischen denen wir eine Hängematte angebracht haben. Nicht nur haben die immergrünen Bäume den perfekten Abstand zueinander, sie werfen auch einen einladenden Schatten auf den im Wind schwingenden Stoff darunter. Gäste entspannen gern in der Hängematte oder halten ein Mittagsschläfchen. Ein besonders junger Besucher findet, das wäre die tollste Schaukel der Welt. Der freche kleine Teddy liegt gern den ganzen Tag darin. Wir genießen das sanfte Schwingen am Abend, wenn die Arbeit geschafft und der Bauch mit Grillkäse gefüllt ist. Mit glücklichen Seufzern wickeln wir uns in eine Decke ein und sehen dem Sonnenuntergang zu.