Der launische April – Reprise

Bild einer Landschaft im Frühling

Vor einem Jahr habe ich mir Gedanken darüber gemacht, wie ein typischer Apriltag aussehen könnte. Ganz nach Klischee mit ständig wechselndem Wetter, einem Auf und Ab der Temperaturen und immer dann einem Regenschauer, wenn er am ungelegensten kommt. Nun entsteht so ein Klischee nicht einfach ohne Grund, vielmehr beruht es auf Wahrheiten und wiederkehrenden Erlebnissen. Kann sich nicht fast jeder an einen Hagelschauer erinnern, der ihn an einem sonst schönen Apriltag überrascht hat? Was ist mit Ostereiern, die unter einer zarten Schneedecke gesucht werden mussten? Oder diesem unglaublich kalten Tag, an dem Mütze und Handschuh nötig waren, obwohl es nach warmem Wetter aussah?

Interessanterweise scheinen die Aprilmonate der vergangenen Jahre meist nur dadurch aufgefallen zu sein, dass sie zu warm und zu trocken waren. Laut Kalender hatte der Frühling kaum begonnen, da waren die Temperaturen schon sommerlich. Kein überraschender Frost auf den Blüten, keine Frühlingsstürme. Und wann hat es eigentlich das letzte Mal gehagelt? Ich frage mich, ob meine Nichten den sogenannten launischen April nur noch aus Geschichten und Liedern kennen, da sie ihn selbst nicht wirklich erlebt haben. Vielmehr würden sie sich daran erinnern, wie zeitig im Jahr sie schon im Pool geschwommen sind und Eiscreme gegessen haben.

Dieses Jahr zeigt uns der April jedenfalls mal wieder, dass er das so richtig gut kann mit dem Hin und Her, dem Hell und Dunkel, dem Auf und Ab. Es ist fast wie im Bilderbuch da draußen. An den Garderobenhaken hängen drei verschiedene Jacken, damit man für alles gewappnet ist. Das Thermometer ist unser neuer bester Freund. Und für den Spaziergang nimmt man lieber die Mütze mit, man kann ja nie wissen.

Mir gefällt das Wetter ausnehmend gut. Es ist tatsächlich Frühling, was wir erleben, und nicht schon wieder ein viel zu warmer Vorsommer, unter dem unser Kreislauf genauso leidet wie die Natur. Ja, gut, ab und an fühlt es sich zu kalt an den Ohren an, aber im Grunde ist es doch ganz nett. Und herrlich abwechslungsreich. Ich war vor einigen Tagen spazieren: Die Luft war frisch aber nicht kalt und die Frühlingssonne wärmte mir durch die Jacke den Rücken. Nach wenigen Minuten zog eine dicke Wolke heran und lud ihre aufgeplusterten Schneeflocken auf den Häusern, Wegen und meinem Kopf ab. Lange konnte sie sich allerdings nicht halten, denn der kräftige Wind trieb die Wolke weiter und brachte den blauen Himmel wieder zum Vorschein. Für einige Momente strahlte das gelbgetönte Sonnenlicht auf die noch immer fallenden flauschigen Schneeflocken. Es war bizarr schön.

Meinetwegen kann der launische April gern jedes Jahr vorbeikommen. Er muss nicht schon wieder meine Tulpen mit seinem Frost zerstören, aber spannender als ein vorgezogener Juli ist er allemal.