Der Schreiberling und sein Werkzeug

Die meisten Handwerker haben spezielles, auf ihr Tätigkeitsfeld abgestimmtes Handwerkszeug. So arbeitet ein Tischler mit Hobeln, Winkeln, Beiteln und natürlich vielfältigen Sägen. Der Steinmetz verwendet Fäustel, Knüpfel und Schlageisen, wobei die Summe all seiner Werkzeuge als Geschirr bezeichnet wird. Der Maler wiederum hat Pinsel, Walzen, Spachtel und Spritzpistolen in seinem Werkzeugkasten. Ob nun elektrisch oder mit Handbetrieb, all diese Werkzeuge werden sorgsam gereinigt, gepflegt und sind stets bereit für den nächsten Einsatz.

Wenn wir uns den Autor ansehen, welche Werkzeuge nennt er wohl sein eigen? In unserer heutigen Zeit reicht den meisten ein müder alter Laptop oder ein Desktop-PC mit einem simplen Schreibprogramm. Wobei ich nicht behaupten will, dass einige nicht auch ein supermodernes Gerät mit ergonomischer Tastatur und augenschonenden Monitoreinstellungen verwenden. Früher war es die Schreibmaschine, die den Schreibtisch zierte. Vielleicht ein schweres, ratterndes und schwergängiges Gerät, das den Fingern und Unterarmen ein gutes Training bot. Oder ein Modell jüngeren Datums mit einem herausfordernden elektronischen Summen und pistolenschussartigem Tastenanschlag. Kaum einer verwendet noch die klassischen Schreibutensilien Papier und Stift. Oder doch?

Abbildung eines geöffneten Füllers auf einem Notizbuch

Mir macht das Schreiben per Hand viel Freude. Es dauert natürlich länger als das Eingeben von Buchstaben auf einer Tastatur, aber die langsamere Geschwindigkeit hat auch ihre Vorteile. Die Gedanken fließen auf anderen Wegen, die Wörter rollen anders von der Hand. Mir erscheint es gar so, als mache ich weniger Fehler. (Schließlich vertauscht in meinem Stift niemand das C und das H). Besonders faszinieren mich die Ideen, die ich habe, wenn mein Stift über das Papier gleitet und Kurven und Striche zieht. Oft entstehen so ganz wunderbare Erzählstränge oder Details für meine Geschichten. Wenn ich Inspiration brauche, greife ich zu Papier und Stift.

Irgendein Papier und irgendeinen Stift? Wer mich schon eine Weile kennt, wird wissen, dass die Antwort auf diese Frage „Natürlich nicht!“ lautet. Ich bevorzuge gebundene Notizbücher mit gemusterten, aber nicht zu aufdringlichen Einbänden. Das Papier sollte liniert und dick genug sein, damit die Tinte nicht auf die nächste Seite durchdrückt. Spielereien wie ein Lesebändchen oder eine Innentasche für lose Zettel dürfen gern dabei sein. Und alles sollte sich, nun ja, gut anfühlen. Die Oberfläche des Umschlags, die Kanten der Blätter, das Auf- und Zuschlagen, der Knick zwischen den Seiten. Wer jetzt meint, ich hätte ein bisschen einen an der Waffel, der sollte mich erst hören, wenn ich über Stifte rede! (Oder einfach weiterlesen.)

Ich hege eine kleine Leidenschaft für schöne Schreibgeräte. Das Wichtigste ist, dass sie die enthaltene Tinte mühelos und fließend auf das Papier bringen, was jedweden Kugelschreiber von vornherein ausschließt. In meiner Federmappe finden sich daher Tintenroller, Fineliner und der ein oder andere Filzstift. Hauptsächlich aber schreibe ich mit einem Füllfederhalter, dem meiner Meinung nach elegantesten Schreibgerät. Während ich in meiner Schulzeit ungefähr sieben Füller gleichzeitig verwendete, besitze ich mittlerweile nur noch zwei. Beide haben Metallkörper und fühlen sich angenehm schwer in der Hand an. Das Griffstück, bei einem von beiden schon recht abgenutzt, liegt sicher zwischen den Fingern und drückt sich nicht ein. Die Feder gleitet ruhig und sanft über das Papier. Allein das in-die-Hand-Nehmen eines dieser Füllfederhalter erfüllt mich mit Freude und Begeisterung. Ja, auch hier spielt die Haptik eine große Rolle, weswegen meine Schreibgeräte glatte Oberflächen ohne Rillen und Verzierungen aufweisen. Es ist einfach ein wunderbares Gefühl, mit einem so elegant konstruierten, makellos funktionierenden Werkzeug zu schreiben.

Ja, ich weiß, ich hab da ein bisschen eine Macke, schließlich könnte ich ebenso mit Kopierpapier und Bleistift arbeiten. Aber ein Tischler nimmt doch auch nicht irgendeine Säge, wenn er ein gelungenes Produkt erschaffen will, oder?