Die Wechstaben verbuchseln

Wer kennt das nicht? Die Zunge stolpert beim Sprechen über die Buchstaben, welche ein wenig durcheinander gewirbelt werden und heraus kommt ein ganz anderes Wort als das, was man sagen wollte. Sehr oft entstehen dabei ungewollt erheiternde Versprecher. Es sollte demnach niemanden verwundern, dass das Vertauschen von Buchstaben Grundlage vieler Wortspiele ist und sich großer Beliebtheit erfreut. Der bekannteste Vertreter der verdrehten Buchstaben ist wohl der Schüttelreim.

Abbildung eines Schüttelreims auf die Worte "kleine Mappe" und "meine Klappe"

Dabei werden die Anlaute zweier Wörter miteinander vertauscht, so wird zum Beispiel aus „meine Klappe“ die „kleine Mappe“. Mit ein bisschen Kreativität erhält man aus einem solchen Tausch einen kurzen amüsanten Zweizeiler. Einigen Sprachkünstlern war dies nicht genug und so verfassten sie ganze Gedichte in Schüttelreimen. Wer Interesse hat, findet im gut sortierten Buchladen dicke Sammelbände mit ihren Werken.

Ich habe mich vor kurzem mit einer anderen Variante des Buchstabenwechselns beschäftigt. Wie ich darauf kam, weiß ich nicht mehr, aber mir wollten die zwei Worte Begleitung und Bekleidung einfach nicht aus dem Kopf gehen. Wie seltsam, dass der Tausch von einem weichen zu einem harten Laut und andersherum zu einem ähnlich klingenden Wort mit gänzlich anderer Bedeutung führen kann. Im Deutschen bieten sich die Konsonantenpaare d/t, g/k und b/p geradezu für diese Sprachspielerei an. Und so dauerte es nicht lange, bis mir weitere Wörter einfielen: Der Mieter zieht das Mieder aus. Sie band sich eine Kordel als Gürtel um. Der Autor schrieb auf das glatte Papier in seiner Kladde. Die Damen hörten nicht auf zu gaffen, während sie Kaffee tranken. Er vergaß all seine Gutmütigkeit aufgrund seiner Müdigkeit. Der Hase hoppelte davon, um dem Hobel aus dem Weg zu gehen. Zwei Boten sahen verwundert zu, wie sie auf dem Boden saß, um das Potential zu messen. Nun schau doch nicht so grantig, der Kran ist doch bald fertig. (Apropos: Wer den ersten Absatz noch einmal aufmerksam liest, kann ein weiteres Beispiel finden.)

Ich stelle mir gerade vor, wie jemand diese Sätze laut vorliest. Am besten in einem der vielen schönen Dialekte, in denen die Unterschiede zwischen b/p, d/t und g/k oft verwischen. Das muss doch ein seltsames Sprachgewusel sein, das dabei einsteht. Und die Frage „Hast du für heute Abend eine passende Begleitung?“ führt schnell zu einem lustigen Missverständnis. Hach, wie herrlich!

Ganz so neu, wie ich dachte, ist meine Spielerei mit diesen Konsonanten übrigens nicht. Einige Schüttelreime nutzen diesen Tausch ebenfalls aus. Aber das trübt meine Heiterkeit nicht im Geringsten. Ich tausche und buchsel die Wechstaben trotzdem gern, um weitere Kombinationen zu finden. Falls mir weitere schöne Beispiele einfallen, lasse ich es euch wissen.