Ein leuchtender Ball aus Staub

Die Natur hält viele Erscheinungen bereit, deren Betrachtung sich lohnt. In diesem Blog habe ich bereits meine Begeisterung für Regenbögen und Gewitter geteilt. Heute möchte ich aus gegebenem Anlass über ein viel häufigeres und vor allem regelmäßigeres Ereignis sprechen: Den Vollmond. Aufgrund der großen Nähe unseres Trabanten soll es heute Abend ein besonders helles und prächtiges Schauspiel werden.

Abbildung einer stilisierten Darstellung des Vollmondaufgangs

Die Astronomen nennen es einen Supermond, was ich persönlich ein wenig übertrieben finde. Oft habe ich auch Erdbeermond gelesen. Es liegt die Vermutung nahe, dass er so genannt wird, weil er im Juni zu sehen ist, jedoch ist damit die Farbe gemeint, die unser Begleiter hat, wenn er nah am Horizont steht. Ja gut, das leuchtende Kügelchen zeigt sich in einem satten Orange bis Rot, aber warum nennen wir ihn dann nicht… nunja… Orangenmond? Ich weiß schon, wir haben diesen Farbton nach der Frucht benannt und das vermutlich zu einem Zeitpunkt, da hatte der dicke fette Vollmond schon einen anderen Namen. Aber warum ausgerechnet Erdbeeren? Ich denke beim Anblick des strahlenden Objekts eher an einen rotbackigen Apfel. Oder noch besser: An eine Kugel aus Gold! Fehlt nur noch der Froschkönig, der mit eleganten Sprüngen drumherum hüpft.

Im Gegensatz zu den meisten Naturereignissen muss man auf einen Vollmond weder warten noch hoffen, denn es gibt jeden Monat einen. (Ganz genau genommen ist es sehr wohl möglich, dass der Februar keinen Vollmond beinhaltet, aber wir wollen mal nicht so pingelig sein.) Wer mehr wissen will, gibt einfach online seinen Standort an und erhält alle Daten, die er sich wünschen kann: Uhrzeiten und genaue Positionen für Auf- und Untergang. Abstand zur Erde. Ausleuchtung des staubigen Himmelskörpers in Prozent. Und so weiter. Und so fort. Apropos Ausleuchtung: Der Mond kann bis zu einem Siebtel der Leuchtkraft der Sonne erreichen! Diese Tatsache habe ich als Jugendliche in so manchen lauen Sommernächten ausgenutzt und mein Fahrrad unvollständig beleuchtet über die einsamen Hinterhofstraßen nach Hause gelenkt.

Für mich ist der Mond übrigens immer faszinierend, egal wie voll oder leer… äh … schattig er gerade ist. Wenn ich unseren treuen Begleiter am Himmel entdecke, freue ich mich jedes Mal. Und falls ich ihn einmal nicht zwischen den Wolken entdecken kann, so trage ich ihn eben in der Form von kleinen silbernen Mondsicheln an meinen Ohrläppchen oder meinem Hals. Manchmal denke ich, Mondenkind wäre ein passender Name für mich. Ach nein, das war eine andere Geschichte (und soll ein andermal erzählt werden).

Jedenfalls lassen wir es uns nicht nehmen, uns heute Abend auf das Rad zu schwingen (ja, mit Beleuchtung!) und uns den Berg hinauf zu mühen, um den Dresdner Talkessel hinter uns zu lassen. Oben angekommen werden wir unseren Blick auf 136°, also Richtung Südosten, wenden und gegen 22 Uhr auf das Erscheinen des kugelrunden, voll angestrahlten Mondes warten. Der Wetterbericht verspricht freie Sicht, wir sollten das Ereignis daher problemlos bewundern können. Ich bin schon gespannt, wie prall mein guter alter Freund heute so aussieht!