Ein neues altes Wort
Abreißkalender werden in allen Formen und Farben, Arten und Inhalten angeboten. Zum Beispiel herrlich große Wandkalender mit eindrucksvollen Fotografien von Traumzielen aus aller Welt, die der Besitzer einen ganzen Monat lang betrachten kann. Oder knuffig verspielte Katzen für jeden Tag, gedruckt auf hauchdünnem Papier, das doch nicht verhindern kann, dass der Kalender etwas pummelig daherkommt. Apropos pummelig, wie wäre es mit einem Wochenkalender voller verführerischer Kuchenrezepte? Inspirierende Sprüche und schwarzhumorige Karikaturen, putzige Beutetiere und imposante Raubtiere, majestätische Berge und aufgeschäumte Meere, glasglitzernde Architektur und unberührte Natur, schick angezogene und frech ausgezogene Menschen, berühmte Kunstwerke und alberne Kritzeleien. Es gibt wohl nichts, zu dem sich nicht ein Kalender finden ließe.
So sollte es wohl niemanden verwundern, dass ich für das neue Jahr einen Abreißkalender mit vergessenen Wortschätzen auf dem Tisch stehen habe. (Weder über die Tatsache, dass es einen solchen Kalender gibt, noch dass ich ihn ergattert habe.) Darin werden Begriffe aufgeführt und erläutert, die kaum noch jemand verwendet und die dadurch in Vergessenheit geraten sind. Einige davon, wie zum Beispiel Rauschebart oder furios, erscheinen mir gar nicht so selten, andere hingegen, etwa kujonieren oder Dups, sagen mir tatsächlich nichts. Das wird sich jedoch in Bälde ändern, denn dank dieses Kalenders kann ich jeden Tag ein neues Wort dazulernen. Also, eigentlich ist es ja ein altes Wort. Ein neues altes Wort.
Mit diesem Kalender geht ein kleiner Wunsch von mir in Erfüllung, den ich an anderer Stelle schon einmal erwähnt habe: Ich träumte von einer Möglichkeit, als veraltet geltende Wörter der deutschen Sprache vorgestellt zu bekommen, damit ich mein Repertoire erweitern könne. Schließlich kann man nie genug Synonyme und außergewöhnliche Begriffe kennen! Nicht nur erhalte ich nun jeden Tag einen solchen sprachlichen Schatz, er wird sogar mit etymologischen Fakten und erheiternden Anekdoten gereicht. Ich habe in den vergangenen Tagen schon so einiges dazugelernt und öfter schmunzeln müssen. So kann das Jahr gern weitergehen!