Esskastanien sammeln

Abbildung eines bunten Blattes aus Patchworkstoffen

Am Wochenende zeigte sich der Herbst von seiner schönsten Seite. Nachdem die Sonne den Nebel aus dem Elbtal geleckt hatte, strahlte sie von einem blauen Himmel. Ein frecher Wind blies die bunt gefärbten Blätter über die Fußwege und die Kleidung vom Trockenständer auf dem Balkon. (Memo an mich selbst: Klammern benutzen!) Es war ein wenig frisch, aber nicht kalt. Wenn die Sonnenstrahlen die Nase einmal gefunden hatten, war es sogar fast ein bisschen warm. Im Grunde das perfekte Wetter, um einen Drachen steigen zu lassen, Eicheln und Kastanien zum basteln zu sammeln oder wie ein kleiner Tornado durch die Blätterhaufen zu toben. Vielleicht hätte sich es sich auch gelohnt, in den Garten des Nachbarn zu schleichen und einen der leuchtend gelben Äpfel vom Baum zu stibitzen. Aber für diese Kinderstreiche bin ich dann wohl doch zu alt.

Bild von Esskastanien auf einer herbstlichen Serviette

Ein klein wenig habe ich mich am Sonntag dennoch wie ein Kind gefühlt, denn wir haben etwas gemacht, das ich hauptsächlich aus meinen Kindertagen kenne: Wir waren Esskastanien sammeln! Wie früher sind wir mit Beuteln bewaffnet im Kastanienhain den Hang hinaufgeklettert und haben die glatten rotbraunen Kerlchen vom Boden aufgelesen. Einige hatten ihren pieksigen Mantel noch an und stachen uns damit in die Finger. Trotz dessen waren die Beutel schnell prall gefüllt. Eigentlich ein bisschen schade, denn das Wetter war so schön, dass ich noch stundenlang hätte suchen können. (Das ist eine offensichtliche Übertreibung, denn mein Rücken ist kein Kind mehr und hat sich über das viele Bücken ganz schön beschwert!) Mich hat dann jedoch der Gedanke gebremst, dass wir die ganzen Edelkastanien ja nicht nur auflesen sondern auch verbrauchen müssen.

Außer uns waren auch noch andere Sammler im Wald und füllten ihre Beutel. Unter ihnen eine Familie mit Kind, das zum ersten Mal Esskastanien suchte. Die Aufregung nach der Entdeckung der ersten Frucht war groß. Gespannt öffnete sich der kleine Kindermund, um eine frisch gepellte Kastanie aufzunehmen. Es war wunderbar berührend anzusehen, wie die nächste Generation für das Sammeln und Knabbern dieser Früchte begeistert wird. Hoffentlich erinnert sich dieses Kind später einmal an dieses Erlebnis. Dann, wenn es wieder Herbst ist, die Sonne durch die bunten Blätter strahlt und eine spaßige Beschäftigung für den bezaubernden Sonntag gesucht wird.