Probleme mit Präpositionen
Wie viele, die sich an ungewöhnlichen Wörtern und sprachlichen Spielereien erfreuen, habe ich früher ganz gern mal die Zwiebelfisch-Kolumne von Bastian Sick auf Spiegel Online gelesen. Nicht immer stimmte ich mit dem Autor überein und manches fand ich regelrecht blödsinnig, aber ab und zu traf er doch einen (Lach-)Nerv. So unter anderem mit seinen Ausschweifungen zur Verwendung der Präposition mit in Überschriften von Zeitungen. Ich musste kürzlich wieder an seine Worte denken, als ich ein besonders verwirrendes Beispiel davon sah.

Zugegeben, das Wörtchen mit hat es echt schwer: Einfach alles muss es sich ankleben lassen, es akzeptieren, tragen, mitnehmen. Im Fall von Kuchen mit Kirschen oder Roulade mit Rotkohl und Klößen sagt es bestimmt nicht Nein. Und vielleicht gefällt ihm auch ein Tanz mit einem schönen Mann oder ein Abend mit lustigen Gästen. Aber eine Erkältung mit Kopfschmerzen oder ein Migräneanfall mit Erbrechen? Nein, Danke! Doch das mit kann sich nicht wehren. Was wir ihm anhängen, bleibt bei ihm! Dabei entspricht es unserem Sprachverständnis, dass es sich bei der ihm folgenden Wortgruppe um eine Zutat, einen Teilnehmer, ein Hilfsmittel, eine Wechselwirkung, eine Gleichzeitigkeit oder eine Art und Weise handelt. Wenn uns jemand einen Kinobesuch mit Popcorn verspricht, erwarten wir nun mal beides und verspeisen, während der Film läuft, unsere aufgeplatzten Maiskugeln mit Appetit.
Eigenartig aber wird es, wenn eine Zeitung titelt: „Unfall mit drei Schwerverletzten“. Soll das etwa bedeuten, dass drei bereits Verwundete in einen (gemeinsamen) Unfall geraten sind? Nein, mitnichten. An dieser Stelle sind das Ergebnis, das Resultat des Ereignisses gemeint, nicht seine Teilnehmer. Diese Verwendung der Präposition mit entspricht nicht gerade ihrer Definition in Grammatikwerken, aber wir haben uns daran gewöhnt. Schlagzeilen müssen eben kurz und prägnant sein! Und so sind wir nicht weiter irritiert, wenn auf einer Titelseite steht „Skiunglück mit einem Toten“ statt „Skiunglück mit Todesfolge“, obwohl letzteres weniger missverständlich wäre. Traurig ist es in beiden Formulierungen.
Ich meine mich zu erinnern, dass Bastian Sick sich gegen die eben beschriebene Verwendung des Wortes mit aussprach, doch mich stört es mittlerweile nicht mehr sonderlich. Die armen Schreiberlinge, die sich eine spektakuläre Überschrift nach der anderen überlegen müssen, haben nun mal wenig Platz und Zeit. Und dann ist „Bankraub mit 3 Millionen € Beute“ halt kürzer und griffiger als „Räuber erbeuten 3 Millionen € bei Banküberfall“. Nichtsdestotrotz hätte ich ihm nur zu gern zugestimmt, als ich vor kurzem diese Schlagzeile sah: „Gerettete stirbt nach Badeunfall mit totem Rettungsschwimmer“. Was? Wie? Hä? Das ergibt doch gar keinen Sinn! Wer genau hat einen Badeunfall erlitten? Wie kann die Frau denn eine Gerettete sein, wenn sie verstorben ist? Und wie kann ein toter Rettungsschwimmer jemanden retten? Ich kann förmlich spüren, wie sich mein Gehirn verknotet. Dieser Titel ist einfach nur unverständlich! Was auch immer hier passiert* ist, es hätte anders formuliert werden sollen. Auf die Schnelle fällt mir zu meiner Schande jedoch auch keine bessere Variante ein. Das mit den Präpositionen ist halt nicht so einfach. Vielleicht findet ja jemand anderes als Bastian Sick oder ich eine Lösung für dieses Problem. Bis dahin lese ich solche Überschriften weiterhin mit Kopfschütteln.
* – Der zu dieser Überschrift gehörende Artikel berichtete von einer Frau, die auf Sylt einen Badeunfall erlitt. Sie konnte gerettet werden, doch dabei verunglückte einer der Rettungsschwimmer und starb. Die Frau erlag später im Krankenhaus ihren Verletzungen. Und so forderte ein Unfall gleich zwei Todesopfer. Tragisch und sehr traurig.