Und was passiert dann?

Es gibt geschriebene Werke, welche zur populären Literatur gehören, so wie die Beatles oder Michael Jackson zur populären Musik. Fast jeder hat schon von ihnen gehört, der Inhalt ist in groben Zügen bekannt, viele Menschen haben sie gelesen. Da wären zum Beispiel „Der Herr der Ringe“, „Dune – der Wüstenplanet“ oder „Stolz und Vorurteil“. Die große Popularität dieser drei Bücher drückt sich unter anderem dadurch aus, dass sie alle verfilmt oder anderweitig in Bild & Ton umgewandelt worden sind. Der ein oder andere Leser fand vielleicht sogar erst durch einen Kinobesuch den Weg zum Buch. Auch mir passiert dies hin und wieder. Angeregt durch die zugehörige Fernsehserie las ich vor kurzem die Foundation-Trilogie von Isaac Asimov. Der Gesamtzyklus umfasst mehr als drei Bücher, aber ich habe mit den ursprünglichen angefangen: „Foundation“, „Foundation und Imperium“ und „Die zweite Foundation“. Interessant sind sie ja, diese Bücher, aber ich fand sie schon ein wenig anstrengend zu lesen, ohne so recht sagen zu können warum. Umso verblüffter war ich, als ich im Nachwort der Trilogie folgendes Zitat des Autors las:

Ich las mit wachsendem Unbehagen. Ständig wartete ich darauf, dass etwas passierte, aber nichts geschah. Die gesamten drei Bände, fast eine Viertelmillion Wörter, bestanden aus Gedanken und Gesprächen. Keine Dramatik. Keine greifbare Spannung.

„Genau! Das ist es!“, dachte ich. Gedanken und Gespräche! Häufig von Charakteren, von deren Existenz der Leser bis zu jenem Kapitel nichts wusste und die alsbald auch wieder verschwinden. Es lohnt sich gar nicht so richtig, diese Figuren kennenzulernen, sich in sie hineinzuversetzen und ihr Handeln (von dem man zwar hört, aber das man nur selten sieht) nachzuvollziehen, da man sie viel zu oft nur wenige Kapitel später für immer verliert. Mehr als einmal habe ich mich beim Lesen gefragt: „Und wer ist das jetzt?“. Mich hat es nicht weiter verwundert zu erfahren, dass die drei Bücher auf Kurzgeschichten beruhen, welche ursprünglich als Fortsetzungsserie im „Astounding Science Fiction“-Magazin veröffentlicht wurden. Genau wie Kurzgeschichten fühlen sich diese Kapitel an. Erst später wurden sie von Asimov als Bücher zusammengefasst.

Versteht mich nicht falsch, die Ideen in Asimovs Büchern sind berauschend! Mit der Erschaffung der sogenannten Psychohistorik – einer mathematischen Auswertung der Vergangenheit zur Prognose (und auch Beeinflussung) der Zukunft – begründete er das Genre der future history – Zukunftsgeschichte, das viele Science-Fiction-Autoren inspiriert hat. Oder nehmen wir die Drei Gesetze der Robotik aus seinen Robotergeschichten, auch diese sind ein wahrer Schatz für Schreibende, Kreative und natürlich Filmemacher. Aber sein Schreibstil… ist wohl Geschmackssache. Ich kann nicht umhin Asimov zuzustimmen, dass nicht viel in dieser Trilogie passiert. Spannend fand ich es schon irgendwie, denn schließlich weiß ich im Gegensatz zum Autor nicht, wie es ausgehen wird. Einfach zu lesen war es trotzdem nicht.

Ich bin selber gerade dabei, die Handlung eines Romans zusammenzufassen und in einem Exposé festzuhalten. Und so folge ich der ständigen Frage „Und was passiert dann?“. Oder sollte ich wie Asimov fragen: „Passiert überhaupt etwas?“. Wie ist es eigentlich um meinen Schreibstil bestellt? Was kann ich noch ändern oder verbessern? Schön zu wissen, dass auch ein so viel gelesener und hoch dekorierter Autor wie Asimov nicht erhaben über jeden Zweifel war.