Worte mit Unterhaltungswert
Es sollte niemanden erstaunen, dass mir Wörter gefallen, schließlich habe ich sie zu meinem Beruf gemacht. Allerdings gefallen mir einige Wörter mehr als andere. Es gibt sogar welche, die finde ich schrecklich, zum Beispiel das sächsische Wort Klinze für einen Spalt. Wie so viele Dinge ist die Schönheit eines Wortes eine rein subjektive Sache und beruht bei mir meist auf dem Klang des Wortes. (Apropos, das Französische klingt für mich immer wunderbar, egal was gesagt wird.) Vereint sich der Klang mit einer interessanten Bedeutung, so erhalten wir einen Kandidaten für ein großartiges Wort. Dazu ein paar Gedanken.
Im Englischen wird der deutsche Schnörkel, mit dem wir Schriften verzieren, zu flourish. So wie die Kringel und Schlängellinien an Buchstaben gefallen mir beide Wörter. Ich finde, sie passen ausnehmend gut zu dem, was sie beschreiben. Ich kann fast die Bewegung vor mir sehen, die ein Schreiberling vollführt, wenn er seine Buchstaben mit Wellen und Kreisen versieht. Womit wir bei der Lautmalerei wären. Wie zu erwarten, gefallen mir fast alle Wörter, die aus diesem Bereich der Sprache stammen. Einige sind geradezu witzig.
Da ich gerade vom Malen spreche, ist es nicht erstaunlich, wie umfangreich unser Vokabular ist um Farben zu beschreiben? Und wie präzise? Butterblumengelb ist schließlich eine sehr konkrete Variante von Gelb. Leider kann solch eine spezifische Angabe auch zu Verwirrung führen, wenn ich nämlich die zugehörige Pflanze nicht kenne. Es wird noch verrückter: Ich habe einmal gelesen, dass ein bestimmter Stamm in Afrika Grün und Blau nicht voneinander unterscheiden kann, weil es in deren Sprache keine eigenen Wörter für diese beiden Farbtöne gibt. Umso erstaunlicher, dass ich nicht nur Grün und Blau kenne sondern auch Grasgrün und Saphirblau.
Einige Wörter erscheinen mir vor allem in der Schriftsprache unterhaltsam. Mississippi sieht immer nach einem Kopierfehler aus. Und irgendwer scheint eine klemmende f-Taste besessen zu haben, als er das Wort Schifffahrtskauffrau erfand. So wie andere Schnapszahlen mögen, gefallen mir wiederkehrende Buchstaben innerhalb eines Wortes oder einer Wortgruppe. Das Englische kennt wunderbare Doppelungen wie itsy bitsy oder helter-skelter. Im Deutschen würden wir sagen, das klingt doppelt gemoppelt.
Ich wünschte mir, dass es in der Onlineversion des Dudens eine Funktion gäbe, die dem Nutzer ein zufälliges Wort vorstellt, möglichst aus dem Vorrat der als „veraltet“ gekennzeichneten Wörter. Auf diese Weise könnte ich neue Wörter lernen und meinen Wortschatz erweitern. Vor vielen Jahren bin ich auf eine Webseite gestolpert, die diese Aufgabe für die englische Sprache übernahm. In Deutsch habe ich so etwas leider noch nicht gefunden.
Und zum Abschluss: Das Wort, welches die Angst vor langen Worten beschreibt, ist selbst ein Wortungetüm. Hippopotomonstrosesquipedaliophobie.